Abschied nehmen

Meine letzten Stunden in diesem so andersartigen Land erfahre ich als besonders eindrucksvoll. Die Menschen hier sind voller Wärme und Freundlichkeit. Sie verwöhnen mich mit Wertschätzung, mit verschiedenen Gefühlen entspringend aus echter Verbundenheit. In großer Dankbarkeit und Abschiedstrauer verlasse ich meine neuen Freunde und mache mich auf einen abenteuerlichen Weg zurück nach Hause…

Jedes Kind trägt eine selbstgebastelte Abschiedskrone, manche wollen sich persönlich verabschieden (dabei noch ein letztes Mal meine weiße Haut berühren - das bringt nämlich Glück :)

Moment des Abschieds vom El Mama Team

Die Reise zum Flughafen nach Mombasa verlief mit nervlichen Strapazen. Das Auto komplett überladen mit meiner 7-köpfigen Abschiedsgarde - alle wollten mit zum abenteuerlichen Airport in der großen Stadt. Wie so oft, gab es auch noch eine Reifenpanne mit zeitraubendem Herauskramen eines Ersatzrades aus dem ziemlich vollbeladenen Kofferraum.

Am Flughafen erschien ich gerade noch rechtzeitig als letzter Passagier meines Fliegers. Dank dem Übergewicht meines viel zu schweren Reisegepäcks, ergatterte ich unerwartet einen Platz in der BusinessClass - was für eine luxuriöse Erfahrung! Die 8 entspannten Flugstunden vergingen viel zu schnell :)

Rückkehr nach Deutschland - welch ein Kontrast!!! Einige Minusgrade (kurz zuvor 30+), perfekt geteerte Straßen (ganz ohne Sand und kein einziges Schlagloch!), und eine rasante Heimreise (easy, ohne Radwechsel oder Autopanne)

Das Ankommen Zuhause löst in mir einen kleinen Kulturschock aus. Nicht nur die winterliche Schneelandschaft und der allgemeine europäische Standard zeigen mir jegliche Gegensätze auf. Auch das Verhalten der Mitmenschen ist hier in der Heimat einfach gänzlich anders als in Afrika. Brandaktuell streiken hier sogar Bauern und Handwerker auf den Straßen - fühle ich mich angesprochen?

Ich brauche definitv Zeit zum Ankommen und wieder Umstellen…

Aber ich bin optimistisch und mit glücklichen Erinnerungen gefüllt bis obenhin! Ich freue mich über den Winter, meine ersten Lämmer und die Zeit, die vor mir liegt.

Ich danke euch für eure Mitreise - kommt doch mal vorbei!

Vielleicht plaudern wir bei einem VanilleEis ein wenig über Afrika! :)

Euer Norbert Fischer

Dorfleben

Nach vielen Ausflügen und Entdeckungen wieder zurück zu “El Mama” im Klilifi County. Dort ist einiges im Gange als ich ankomme:

Der Bau des Schulgebäudes nimmt immer mehr Form an. Hier wird gerade der Raum für die Feuerstelle (Küche) fertig gestellt.

Kokosnüsse werden per Hand geerntet. Wer entdeckt den geübten Palmenkletterer?

Meine letzten Tage in Kenia verbringe ich im gemächlichen Rhythmus der Afrikanischen Uhr - vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang gibt es Licht. Daraufhin folgt Dunkelheit, die Raum für Gedanken und Erinnerungen bringt und in mir die Geräusche der Nacht aufleben lässt.

Manche Tageseindrücke halten mich noch lange wach…

Ich erinnere mich an mein sicheres und behütetes Leben Zuhause - meinem wohlversorgten Leben am Hof - mit meinen Schafen, meinen lieben Hunden, meinen Menschen, denen ich vertraue.

Und in welch krassem Kontrast dazu das Leben hier - so ganz anders als ich es mir lange Jahre aufgebaut habe: Die Einfachheit in allen Taten und Dingen, die Herausforderungen allein bei der Befriedigung der Grundbedürfnisse, die Abhängigkeit von der Natur und deren Launen, der unerschütterliche Zusammenhalt einer Gemeinschaft…

Ein Seil entsteht. Beim Tun werden gern Geschichten erzählt. Die Alten wissen vieles. Weisheit und ein Reichtum an Erinnerungen. Gesundheit und geistige Reife.

“The harder you work on something, the more you appreciate its value.”
***
”Je härter du für etwas arbeiten musst, desto mehr schätzt du seinen Wert.”
— Quellenangabe

Mein wacher Blick nimmt alles auf, was mich an meine früheren Träume vom sogenannten “einfachen Leben” erinnert. Mir scheint, als gäbe es für jede Lebensweise, ob nun “einfach” oder “modern”, immer auch Abstriche - Opfer, die man zu bringen gewillt sein muss, um seinen Weg zu gehen.

Nach den Weihnachtsferien der erste Kindergartentag in “El Mama”. Die Kinder lernen meist singend, rhythmisch und durch Wiederholungen

Das Meer

Ich habe mich im Panoramawinkel probiert - ist doch gut gelungen! :)

ein Holzsteg zwischen den Mangrovenbäumen

Alte knorrige Stämme und verflochtenes Wurzelwerk direkt am Wasser

Die Baumhüterin zeigt sich sonst niemandem - hab ich ein Glück!!!

Ein Afrikanischer Sonnenuntergang am Meer …. was gibt es Schöneres?

Ich fühle mich genährt und erholt wie lange nicht mehr. Ich bin so dankbar für diesen wunderbaren Urlaub.

Ein Familienvater zeigt mir die Wege auf dem Wasser

Paradiesische Lebensweisen sind definitiv möglich! :)

Der Steinbruch

Die Einladung zu einem Abendessen bei den Steinbrechern brachte mir tiefreichende Eindrücke vom wahren Leben in höchster Armut. Mit gemischten Gefühlen erlebte ich einen nicht in Worte zu fassenden Abend, der von Mitleid, Ehrfurcht, Fassungslosigkeit, Einfachheit, Kreativität und echter, ungebändigter Lebensfreude geprägt wurde.

Unsere Gastgeber - sie kochten unsere vom Markt mitgebrachten Fische auf einem Feuer, dass sie mit Plastiktüten entfachten und unter dem Licht von Taschenlampen hüteten.

Sämtliche Arbeiten werden am Boden verrichtet. Es befinden sich keine Stühle, Regale, Tische, Schränke oder sonstige nützliche Möbelstücke im Raum. Alle Speisen werden auf einer einzigen Feuerstelle zubereitet.

Tagtägliche Arbeiten im Steinbruch. Die Arbeiter leben auch direkt an ihrem Arbeitsplatz.

Fischmarkt

Mida Creek

Ein gemeinsamer Bildungsausflug zum “Mangrovenwaldprojekt - Mida Creek” wurde für Lehrer- und Erzieherinnen von El Mama ein hoch lehrreiches Erlebnis. In diesem außergewöhnlichen Biotop wird eine solch immense Vielfalt an Lebewesen verwahrt und geschützt, dass wir nach kürzester Zeit von diesem multifunktionalen Lebenskomplex überzeugt waren. Wir besuchten zudem eine Farm mit dem Ziel Schmetterlinge zu vermehren und Bienen zu erhalten.

Lehrer Danson

Der Förderer dieses “Lehrgangs” und seine Studenten :)

Meine beiden Kytesurfer-Freunde in Ausflugsgarderobe

Hoch interessant erlebten wir die unzähligen Lebewesen, die in diesem Naturschutzprojekt neu- und wiederzuentdecken sind.

Opfer der Flut

Heute besuchten wir die Opfer der verheerenden Überschwemmungen im Winter 2023. In Kenia (Ostafrika) hat eine Flut gravierend stärkere Auswirkungen als im Vergleich zu Deutschland. Die Menschen haben keine Versicherungen oder Renten, erhalten keinen Schadensersatz oder gar Hilfe durch wohlhabendere Beziehungen.

Alle 70 Häuser dieses Dorfes (siehe Bilder) sind zerstört, die Kosten für den Neubau pro Haus betragen 200€ - hier eine horrende Summe, die Niemand aus dem Ärmel zaubern kann.

Die Familien sind trostlos und verzweifelt. Bereits vorher lebten sie am Rand ihrer Existenz… jetzt ist sogar der einzige Luxus (ein Dach über dem Kopf und ausreichend Nahrung) nur noch eine Erinnerung - ein Echo der Vergangenheit.

Das alles zu sehen und zu erleben macht mich unendlich traurig… ich sehe, dass ich nichts tun kann, um auch nur einen Hauch zur Verbesserung beizutragen.

Die Menschen schauen mich hoffnungsvoll an, den weißen Mann mit seinen unversiegbaren Goldquellen in seiner fernen Heimat…

Was wird er bringen? Ein neues Haus? Nahrung? Ein neues Leben?

Neubau einer Wohnunterkunft

Die Besuchten fühlen sich geehrt durch unser Erscheinen im Dorf. Sie sind froh darüber nicht in Vergessenheit zu geraten. Unser Erscheinen gibt ihnen einen Hoffnungsschimmer auf eine bessere Lebensqualität.

Weihnachten in Kenia

Die Weihnachtszeit in Watamu ist aus europäischen Augen betrachtet rundum “ungewöhnlich” - Sommerliche Temperaturen bei durchschnittlichen 30 Grad, Palmen, Vollmondschauspiel, überall sattes Grün wohin man schaut, Surfen am Sandstrand, Weihnachtsgeschenke an die Familien in Form von Nahrungsmitteln und Second-Hand-Kleidung aus der Welt…

Verteilung und direkte Anprobe der Geschenke

Verteilung der Weihnachtspakete: Mehl und Reis für alle Familien

"Hells Kitchen" - "Teufelsküche"

Ein Besuch des Nationalsparks “Hells Kitchen” lässt uns allesamt schwitzen. Es ist wirklich höllisch heiß… Wunderschöne Steingebilde und unglaubliche Farben. Ich bin begeistert! Zum Schutz vor Dämonen und bösen Geistern werden wir mit Schutzsymbolen aus farbigem Steinmehl bemalt.

Dieser Ort ist sehr alt und wird mit größter Sicherheit häufig zur Ausübung von Ritualen und Heilungen aufgesucht. Eine einzigartige Kraft liegt überall in der Luft…

Mein treuer Begleiter, Lehrer in Watamu und inzwischen guter Freund Steward

Ein weiterer Wegbegleiter, in dessen Kompanie ich mich sicher und gut aufgehoben fühle. Der deutschsprechende Windsurfer, Bodyguard und Tourenführer

Kindergarten EL MAMA

Im Kindergarten EL MAMA ist viel los! Tagtäglich kommen die Kinder aus allen Himmelsrichtungen, um von ihren Erzieherinnen betreut zu werden. Sie singen und tanzen, spielen mit Plastiktüten, Stöcken oder alten Autoreifen. Sie laufen um die Wette, essen ihre tägliche Tasse Maisbrei zum Frühstück und später das Mittagessen (meist auf dem Betonboden sitzend)

Folgende Bilder zeigen die Erstbenutzung der Geschenke, die ich in meinem Reisgepäck dabei hatte.

Mich beeindruckt und rührt sehr wie einfach die Kinder hier leben. Sie hatten kein Papier und keine Stifte, alles, was ich mitbrachte wurde mit Freude entgegen genommen. Sie kannten keine Brettspiele und keine Würfel- oder Kartenspiele. Besonders große Freude bereiten ihnen die beiden Springseile, die ich mitbrachte, sowie der bunte Fußball.

Watamu, Kenia

Nun bin ich also tatsächlich in Kenia. Was gestern noch fern und unvorstellbar, ist heute schon da und berührbar. Meine Anreise verlief ohne Schwierigkeiten. Man begrüßte mich freundlich am Flughafen in Mombasa (eine ziemlich überfüllte Stadt ohne erkennbare Verkehrsregeln) und anschließend reisten wir mit einem Tuk-Tuk-Taxi weiter nach Watamu. Hier kommen nun ein paar erste persönliche Eindrücke….

Karibu, Norbert

Deutsche Übersetzung: Herzlich Willkommen! Schön, dass du da bist!

Näheres zum Projekt

El Mama – ein Kindergarten für aktuell 59 kleine Kinder (2-5 Jahre) aus benachteiligten Familien im Klilifi County, nördlich von Mombasa, bei Watamu in Kenia.

Ziel ist es, die Kinder ganzheitlich auf die Schule vorzubereiten. Viele Kinder leben bei ihren Großeltern oder Verwandten und sind die meiste Zeit auf sich allein gestellt. In der öffentlichen Schule sind die Schulklassen meist völlig überfüllt, mit mehr als 50 Kindern. Wer keine Unterstützung von der Familie erhält, kommt oft nicht mit.

Bei El Mama erhalten die Kinder 2 Mahlzeiten am Tag - Frühstücksbrei und Mittagsessen. Sie lernen Grundlagen wie das Zähneputzen und Schuhebinden, sowie die Farben, die Zahlen und erste Buchstaben. Außerdem wird spielerisch die motorische Entwicklung gefördert. Die Kinder lernen viel über die Tiere und Pflanzen ihrer Umgebung. Der Kindergarten nimmt Teil an einem Mangroven-Aufforstungsprogramm, wo die Kinder erleben dürfen, wie sich kahle Küste in Wald verwandelt. Auch nach der Kindergartenzeit werden die Kinder weiter begleitet. El Mama hat 5 Mitarbeiter (2 ausgebildete Kindergärtnerinnen) und 3 Helfer.

Die laufenden Erhaltungskosten betragen circa 800 – 1000 EUR / monatlich. Gegründet wurde El Mama im Februar 2020, kurz vor der weltweiten Pandemie.

Das Projekt wurde von 3 Kitesurfern gegründet: Manuela - Hamburg, Marta – Sizilien, Elisabeth – Hohenlohe (aktuell in NYC) sowie dem lokalen Lehrer Danson aus Watamu.

Das Projekt ist klein, es gibt noch keine Webseite, dafür aber ein Spendenkonto :) Mehr Informationen gerne direkt von der Gründerin unter elisabeth.heynold@web.de oder WhatsUp 0170 4006723.

Um unser Projekt mit deiner Spende zu unterstützen, klicke auf den folgenden Button EL MAMA